Mit seinem Leserbrief vom 23.07.2011 berühmt sich Gerhard Breitkreutz, Mitglied der Fraktion Bündnis 90/Grüne im Schlänger Gemeinderat, „einen kleinen Beitrag gegen das Vergessen“ geleistet zu haben.
Vergessen will niemand – aber worin liegt der Beitrag?
Der Schlänger Bote dagegen leistet sich einen Beitrag? Doch was kritisiert er am Vorgehen der CDU?
Wegen eines Verfahrensfehlers bei der geheimen Abstimmung besteht jetzt Gelegenheit, den Beschluss zu korrigieren.
Drei unbedeutende Erschließungssackgassen im Neubaugebiet eines Ortsteiles werden nach Mitgliedern der „Weißen Rose“ benannt.
Die einen wundern sich über die Namen, etwa eine Alexander-Schmorell-Straße an dieser Stelle, die anderen sind verärgert, weil ihr Ort offensichtlich für eine rot-grüne Machdemonstration missbraucht wurde, die jedes Augenmaß vermissen lässt, wieder andere – und das werden die meisten sein - nehmen die Straßennamen gar nicht wahr.
Und im drei Kilometer entfernten Müsli-Viertel freut sich Herr Breitkreutz, einen kleinen Beitrag geleistet zu haben, gegen das Vergessen und gegen die Provinzialität.
Angebrachter wäre es sicherlich gewesen, die Straßen nach Namen aus dem ehemaligen, 1939 untergegangenen Haustenbeck zu benennen. Auch das wäre ein Beitrag gegen das Vergessen gewesen.
Die vermeintlich humorvolle Polemik des Leserbriefes geht fehl. Die neuen Straßen sind in der Tat zu klein für so viel Ernsthaftigkeit und Tragik. Sie werden den zu ehrenden Personen nicht gerecht. Auch das kann komisch wirken. Gerade die von Herrn Breitkreutz gewählten Beispiele bestärken dies.
Bezeichnender Weise hat die CDU ihre Bundesparteizentrale in Berlin nach Konrad Adenauer benannt und nicht die Kreisgeschäftsstelle in Detmold. Krankenhäuser werden nach Albert Schweitzer benannt, nicht der Stützpunkt des Roten Kreuzes in Schlangen, obwohl auch dort gute Arbeit geleistet wird. Und Helmut Kohl, der Wegbereiter der Deutschen Einheit, auf einer 5 ct-Briefmarke? Auch das wäre in der Tat unpassend.
In derselben Ratssitzung hat rot/grün eine Resolution beschlossen, dass die Verwaltung sich für den Nationalpark Senne einsetzen möge. Herr Breitkreuz erklärte, 120 Jahre militärische Nutzung seien genug. Warum weigert er sich dann, mit Straßennamen an die Senne und das untergegangene Haustenbeck zu erinnern.
Ein „kleiner Beitrag“ zum Kompromiss wäre der Vorschlag des Bürgermeisters gewesen. Aber Rot/Grün beharrte auf den Widerstandskämpfern - Personen, die keinen Bezug zur konkreten Geschichte unseres Ortes und seinen Bewohnern haben.
Die CDU beantragte mit der erforderlichen Zahl von einem Fünftel der Ratsmitglieder geheime Abstimmung. Bei dieser wurde jedoch keine Wahlurne eingerichtet. Die Ratsmitglieder stimmten am Platz offen ab. Auf die Rüge der CDU-Fraktion hin hat der Bürgermeister den Beschluss beanstandet. Das ist weder wundersam, wie der Schlänger Bote glaubhaft machen will, noch eigenartig. Die Beanstandung eines rechtswidrigen Beschlusses hat der Bürgermeister vielmehr von Amts wegen vorzunehmen, wenn sie ihm auffällt.
Es bleibt allerdings zu hoffen, dass die entstandene Zeit von einigen der Beteiligten auch Nachdenken genutzt wird, ein „kleiner Beitrag“ zur Vernunft.