19.04.2022, 07:57 Uhr | Dr. W. Husberg

Kommunalpolitik
Haushaltsrede 2022

Einen guten Überblick zur kommunalpolitischen Lage der Gemeinde Schlangen bietet die Haushaltsrede der CDU-Fraktion eingebracht in die 12. Sitzung des Rates am 7. April 2022.

CDU-Fraktion im Rat der Gemeinde Schlangen

Dr. Walther Husberg
Fraktionsvorsitzender

Haushaltsrede 2022:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Ratsvertreterinnen und Ratsvertreter,
sehr geehrte Damen und Herren!

Schon zum zweiten Mal kann die Haushaltsrede coronabedingt nicht gehalten, sondern „nur“ online gestellt werden.

Zum zweiten Mal ist der Haushalt unserer Gemeinde deutlich von der Corona-Krise geprägt.

Hinzu kommen diesmal weitere Widrigkeiten, wie etwa die ungünstige Personalsituation im Bereich Finanzen.

Die Kämmerin hat den Haushaltsentwurf zwar noch eingebracht, die Beratungen jedoch nicht mehr begleitet.

Eine frühzeitige Beteiligung der Fraktionen konnte diesmal personalbedingt nicht erfolgen. Im Zuge der sehr regen Haushaltsberatungen haben jedoch alle Fraktionen die Möglichkeit gehabt, ihre Vorstellungen einzubringen.

Im Haupt- und Finanzausschuss hat sich eine breite Mehrheit für den Haushalts 2022 abgezeichnet.

Der Haushalt 2022 trägt wiederum eindeutig die Handschrift unserer Fraktion Er setzt klare Akzente für eine positive Weiterentwicklung unserer Gemeinde und schafft gleichwohl die die nötigen Freiräume für künftige Investitionen.

 

Wie immer gilt unser Dank unserem Bürgermeister, unserer ehemaligen Kämmerin, sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung sowie den externen Helfern, die trotz widriger Umstände an der Aufstellung des Haushaltes mitgewirkt haben.

 

I.

Infolge der Corona-Pandemie konnte der Weg der Haushaltskonsolidierung nur eingeschränkt fortgesetzt werden. Da ist einerseits der Einnahmenseite, vor allem aber auch der Ausgabenseite zuzuschreiben. Kosten, die nicht vor Ort entstanden sind, kamen auf unsere Gemeinde zu.

Bestände nicht die haushaltsrechtliche Möglichkeit, coronabedingte Ausgaben von ca. 1,2 Mio. € innerhalb der letzten zwei Jahre zu isolieren, wäre der Gang in die Haushaltssicherung wohl unvermeidlich.

Allerdings dürfen die bisherigen Zahlen auch die Hoffnung erhalten, dass letztlich die Jahresergebnisse erheblich über dem Plan liegen werden.

Der vorliegende Haushalt ist jedoch von zahlreichen Ungewissheiten begleitet:

Kriegerische Ereignisse mitten in Europa, die sich niemand mehr vorstellen wollte, machen viele Ausgaben und Einnahmen nicht im Voraus planbar. Die wirtschaftliche Zukunft und damit das Gewerbesteueraufkommen sowie die Einnahmen aus der Einkommenssteuer, sind unsicher. Die Ausgaben für Flüchtlinge aber auch die Energiekosten sind nicht vorhersehbar.

Zudem zeichnet sich eine Zinswende ab.

 

II.

Alle notwendigen Sparmaßnahmen dürfen jedoch nicht dazu führen, dass unsere Verwaltung ihrer Handlungsfähigkeit beraubt wird.

Krankheitsbedingte Fehlzeiten sowie Wechsel zu anderen Arbeitgebern haben uns im letzten Jahr vor Augen gehalten, wie dünn die Personaldecke bereits jetzt ist. Weitere Einsparungen kommen hier nicht in Betracht.

Die Verwaltung hat vielmehr in die Möglichkeit versetzt zu werden, den ihr übertragenen Aufgaben vollumfänglich und in angemessenem zeitlichem Rahmen gerecht zu werden. Letzteres gilt nicht nur für die Verwaltung selbst, sondern auch für den Bauhof.

Der vorliegende Haushalt hat hierfür die erforderlichen Weichenstellungen gesetzt.

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Unsere Fraktion setzt sich seit langem für die Überprüfung der kommunalen Organisationsstruktur durch ein unabhängiges, externes Büro ein. Nur so ist es möglich, einen unbefangenen Blick auf Anforderungen und Strukturen zu werfen, um unvoreingenommen optimale Lösungen zu entwerfen.

Wir sind erfreut, dass die hierfür erforderlichen Mittel nunmehr bereits gestellt werden.

Über größere Änderungen im Bereich des Personals, der Fachbereiche sowie entsprechende Neueinstellungen sollte erst nach Vorliegen der Ergebnisse entscheiden werden.

In den vergangenen Wochen fiel in diesem Zusammenhang mehrfach der Begriff „Wissenstransfer“.

Dieser ist freilich unabdingbar. Ein solcher kann allerdings nur dann erfolgen, wenn auch Wissen vorhanden ist, welches transferiert werden kann. Daher ist es notwendig, eine zu große Fluktuation insbesondere auf den Stabsstellen zu vermeiden. Hierfür ist auch eine angemessene Attraktivität des jeweiligen Arbeitsplatzes zu gewährleisten.

Sollte ein Wechsel gleichwohl erfolgen, muss eine hinreichende Übergangs- und Einarbeitungszeit gewährleistet sein.

Im Bereich der Finanzverwaltung kam es in den letzten Jahren leider mehrfach zu kurzfristigen Personalwechseln, welche eine geordnete Weiterleitung vorhandenen Wissens und erworbener Erfahrung erschwerte.

Bei den kommunalen Pflichtaufgaben ist, wie immer, auch die Feuerwehr zu nennen. Dieses wichtige Ehrenamt muss auch in Zeiten größerer beruflicher Flexibilität attraktiv bleiben und für den Einzelnen machbar sein. Dass die Feuerwehr eine sichere und zeitgemäße Ausrüstung benötigt, versteht sich von selbst. Die Ausstattung der Feuerwehr wird entsprechend den Vorgaben des Brandschutzbedarfsplans fortgeschrieben. Auch in diesem Jahr stellt der Haushalt die erforderlichen Mittel bereit.

 

III.

In den kommenden Jahren müssen wir weiterhin einen Schwerpunkt auf die Entwicklung der Ortsteile Kohlstädt und Osterholz legen.

Diese dürfen nicht zu Gunsten des Kernortes Schlangen vernachlässigt oder kaputtgespart werden.

Um insbesondere auch einer Überalterung der Bevölkerung in den Ortsteilen vorzubeugen, haben die laufenden Bemühungen im Bereich Sportstätten, Spielleitplanung, Bildung und Straßenbau vor allem auch die Ortsteile zu berücksichtigen.

Kindergarten- und Schulstandorte in den Ortsteilen sind zu erhalten und bei Bedarf auszubauen.

Dabei darf das Ehrenamt nicht vergessen werden. Manch ein Verein hat Corona nicht oder geschwächt überlebt.

Die Vereine sind eine wesentliche Säule des kommunalen Lebens, die es zu unterstützen gilt.

 

IV.

Die CDU setzt sich seit vielen Jahren für die Entstehung neuer Baugebiete ein.

Das Baugebiet Lindenstraße nimmt täglich mehr Gestalt an.

Die vermeintlichen rechtlichen Probleme sind weitestgehend ausgeräumt; dieses Beispiel zeigt, dass die Kommunalpolitik auch den Mut finden muss, einmal eingeschlagene und mehrheitlich für gut befundene Wege weiterzugehen.

Auch in Kohlstädt ist ein neues, kleineres Wohngebiet entstanden.

Neue Wohngebiete müssen künftig auch weiterhin in den Ortsteilen geplant werden.

Die Politik unserer Landesregierung, welche auch auf Wachstum und Kreativität in den ländlichen Räumen setzt und eine Entwicklung auch kleinerer Ortsteile zulässt, kommt uns hierbei entscheidend zu Gute.

Auch Gewerbeflächen müssen weiter ausgewiesen werden.

 

V.

Im letzten Jahr konnte endlich die Sanierung des Freibades angegangen werden. Die zurzeit durchgeführten Maßnahmen gehen weit über eine bloße Foliensanierung hinaus. Es handelt sich um die größte Baumaßnahme in unserem Freibad seit ca. 45 Jahren. Hierdurch wird die Attraktivität des Bades nachhaltig gesteigert und seine Zukunft auf mehrere Jahrzehnte gesichert.

 

Trotz Corona-Krise und knapper Kassen stehen wir freilich zu den an den Sportstätten geplanten Maßnahmen, die auch im Haushalt verankert sind.

Die Angelegenheit liegt derzeit noch in Bearbeitung bei dem Projektträger. Es ist zu hoffen, dass hier zeitnah begonnen werden kann.

Was die Verwaltung bis jetzt beitragen konnte, wurde veranlasst.

Der Anbau der August-Hermann-Francke-Schule steht vor der Fertigstellung. Die Entscheidung, diese private Schule in unserer Gemeinde eine Heimat zu geben und ihren Ausbau zu unterstützen, war richtig.

Nun besteht erstmals auch in Schlangen die Möglichkeit, eine bis zum Abitur führende Schule zu besuchen.

Wachsende Schülerzahlen nicht nur dort sowie steigender Bedarf im Bereich des Vereinssports machen den Bau einer neuen Sporthalle erforderlich.

Eine Standortanalyse wurde bereits durchgeführt. Wir werden die notwendigen Haushaltsmittel bereitstellen, um die Planungen weiter voranzubringen.

Durch den Gemeindesportverband konnten umfangreiche Fördermittel verteilt werden. Das geschah im Einvernehmen mit den beteiligten Vereinen.

Soweit der Angelsportverein für sein neues Vereinsheim weitere Mittel benötigt, wurden diese in den Haushalt eingestellt.

Der Verein leistet eine weit über das Angeln hinausgehende Arbeit. Das vorhandene Gebäude ist infolge von Erdbewegungen marode und nicht mehr sanierungsfähig.

 

VI.

Insbesondere die durch Corona eingetretene, deutliche Verschlechterung der Haushaltslage verlangt nach neuen Einnahmequellen.

Trotzdem lehnen wir auch im kommenden Haushaltsjahr jegliche Steuererhöhungen ab. Mit dieser Forderung konnten wir uns durchsetzen.

Die Forderung nach Steuererhöhungen ist in unsicheren Zeiten, in welchen auf unsere Bürgerinnen und Bürger ohnehin viele ungeahnte Herausforderungen zukommen, ein völlig falsches Signal.

Es kann nicht sein, dass alle zum Sparen und hausväterlichem Verhalten aufgefordert werden, die Politik selbst aber sich in den Taschen ihrer Wähler bedient.

Zudem würden Steuererhöhungen die Wirtschaft weiter unnötig belasten, die Kaufkraft schmälern und sich mittelfristig kontraproduktiv auswirken.

 

VII.

Das Thema Windenergie wird uns weiterhin begleiten.

Die kriegerischen Ereignisse in der Ukraine führen uns allen vor Augen, dass man in der Energiepolitik nicht den „Ausstieg“ planen kann, ohne auch den „Einstieg“ ins Auge zu fassen.

Die Hoffnung, sich in einer friedlichen Welt die benötigte Energie nach dem St.-Florians-Prinzip auf dem Weltmarkt verschaffen zu können, war trügerisch.

Gleichwohl werden wir hier weiterhin sorgfältig das Für und Wider im Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger abzuwägen haben.

Die Planungen der Gemeindewerke gehen weiter voran. Auch weitere Anlagen werden in Kürze errichtet werden können.

Die vernünftige und weitsichtige Verhandlungsführung unseres Bürgermeisters wird auch hier weitere Einnahmequellen schaffen.

 

VIII.

Alles in Allem liegt in schwierigen Zeiten ein ausgewogener und zukunftsorientierter Haushaltsentwurf vor, dem wir zustimmen werden.