Nachdem das Neubauviertel in Oesterholz zwischenzeitlich Gestalt angenommen hat und sich erfreulicherweise auch bei Interessenten und Bauherren großer Beliebtheit erfreut, ist es nun die Aufgabe der Kommunalpolitik, passende Namen für die drei in unserer Gemeinde neu entstandenen Erschließungsstraßen zu finden.
Es war bisher guter Brauch, hier auf örtliche Bezüge, etwa Flurbezeichnungen, historische Orte oder heimische Pflanzen und Tierarten zurückzugreifen.
Die Verwaltung hatte daher den Vorschlag unterbreitet, die Straßen nach den Flurbezeichnungen „Im Deichen“, „Im Fresen Sande“ und „Auf der Seppe“ zu nennen. Nach Auffassung der CDU-Fraktion sind diese Namen wenig einprägsam, kompliziert und nicht hinreichend griffig.
Zudem sind die gewählten Flurbezeichnungen auch bereits weitgehend untergegangen und zahlreichen, auch gebürtigen Oesterholzern und Schlängern kein Begriff mehr.
Die CDU hat daher Alternativvorschläge erarbeitet und der Verwaltung vorgelegt.
Diese lauten „Butterpatt“, „An der Alten Schule“, „Plaggenweg“ und „Hansellen Grund“.
Auf dem Butterpatt haben die Bewohnerinnen von Haustenbeck bis in die unmittelbare Vorkriegszeit die in Ihrem Dorf produzierte Butter nach Bad Lippspringe getragen und zum Verkauf angeboten.
„Plaggen“, ein Heideprodukt, wurde als Streu in der Landwirtschaft verwendet. Beide Namen leben in Trachten- und Traditionsgruppen des Heimat- und Verkehrsvereins Oesterholz-Haustenbeck weiter.
Die Alte Schule stand in unmittelbarer Nähe des Baugebietes. Der Schulbetrieb lief dort bis Anfang der sechziger Jahre. Zahlreiche Oesterholzer haben dort ihre Schulzeit verbracht.
Der Vorschlag „Hansellen Grund“ beruht auf einem früheren Eigentümer. Auch derartige Straßenbezeichnungen haben in Oesterholz Tradition.
Die Fraktionen von Bündnis 90/Grüne sowie SPD wollen dagegen einen neuen Weg gehen und die Straßen nach christlichen Widerstandskämpfern oder Mitgliedern der Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ benennen.
Vorgeschlagen sind „Bernhard-Lichtenberg-Weg /-Straße“, „Maximilian-Kolbe-Weg /-Straße“, „Dietrich-Bonhoeffer-Weg /-Straße“, „Alexander-Schmorell-Weg /-Straße“, „Christoph-Probst-Weg /-Straße“ sowie „Willi-Graf-Weg /-Straße“.
Ein Vorschlag der FDP sieht u.a. eine Benennung nach Emma Ihrer, Marie Juchacz, Christine Teusch oder Hedwig Dransfeld vor.
Die CDU-Fraktion lehnt diese Straßenbezeichnungen aus grundsätzlichen Erwägungen ab.
Festzuhalten ist zunächst, dass es sich bei allen Vorschlägen um ehrbare hochanständige und untadelige Personen handelt, welche sicherlich auch fraktionsübergreifenden Zuspruch finden.
Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass vorliegend die Einbenennung untergeordneter Erschließungsstraßen in einem Ortsteil entschieden werden soll. Diese Problematik darf nicht zu hoch aufgehängt werden.
Die gewählten Namen haben zu unserer Gemeinde keinen Bezug, schon gar nicht zu dem Ortsteil Oesterholz.
Eine solche Straßenbenennung wirkt gekünstelt und wird auch der Bedeutung und der Lebensleistung der genannten Personen nicht gerecht.
Die Straßen sind recht schmal. Ein auf größere Straßenbreite gerichteter CDU-Antrag hatte seinerzeit keine Mehrheit gefunden.
Ebenso könnte man dort eine „Konrad-Adenauer-Allee“, einen „Willy-Brand-Ring“, oder eine „Charles-de-Gaulle-Esplanade“ schaffen. Der Weg am geplanten Rückhaltebecken könnte in „Theodor-Heuss-Ufer“ benannt werden.
Ein zugegeben etwas humoristisches Argument ist auch, dass in unserer Gemeinde sich für die Neubaugebiete sehr schnell umgangssprachliche und halboffizielle Bezeichnungen durchsetzten, welche sich von den Straßennamen ableiten. Hier fallen vor allem das „Müsli-Viertel“, und das „Lau-Viertel“ ein. Wer will aber in der „Widerstandsecke“ oder dem „Emanzen-Viertel“ wohnen?